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IN EISIGER FERNE

Ringförmige Sonnenfinsternis am 07.02.2008

Sonnenfinsternis 2006

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DIE SONNENFINSTERNIS AM 07.02.2008 IM RÜCKBLICK

Am 07.02.2008 fand eine ringförmige Sonnenfinsternis (Diagramm von Fred Espenak) statt, deren Sichtbarkeitszone südlich der antarktischen Halbinsel im Gebiet von Palmer Land begann. Von dort aus zog sich die Zentralzone über einen Teil der Westantarktis, wobei Ellsworth Land, das Hollink-Kenyon Plateau und Marie Byrd Land berührt wurden. Der letzte Landkontakt erfolgte in Edward VII Land. Danach wanderte der Feuerring entlang des 150. westlichen Längengrades nach Norden in den südlichen Pazifik, wo er im Bereich des 50. Breitengrades etwa auf halbem Wege zwischen Neuseeland und Chile endete. Entlang des gesamten Eclipsepfades lag die Dauer der ringförmigen Phase zwischen 2min11sek und 2min14sek. Auch sonst wies diese Sonnenfinsternis eine ungewöhnliche Geometrie auf. Der Mondschatten bewegte sich nämlich zunächst entgegen der üblichen Richtung von Ost nach West über die Erdoberfläche; erst zum Ende hin schlug der Bereich ringförmiger Verfinsterung die gewohnte West-Ost-Richtung ein. Aus dieser Umkehrung der Bewegungsrichtung resultierte ein Süd-Nordverlauf der Zentralzone. Die Ursache für dieses Phänomen war, dass der Mondschatten zu Beginn der ringförmigen Verfinsterung über den Südpol einfiel. Die nachstehende Animation zeigt, dass der Halbschatten in diesem Fall ganz normal von West nach Ost wanderte. Auffällig war auch die Breite der Zentralzone, die bis zu 500 km erreichte. Grund hierfür war, dass die verfinsterte Sonne nur knapp über dem südlichen Horizont stand. Entsprechend lang war der Schatten, den der Mond warf.

Wer diese kuriose Sonnenfinsternis selber in Augenschein nehmen wollte, dessen Chancen standen schlecht, zumindest was die Zentralzone betraf. Der Teil der Antarktis, über den sie sich zog, ist nur für entsprechend ausgerüstete Polarexpeditionen zugänglich. Der angrenzende südliche Pazifik wird von Kreuzfahrtschiffen nur ganz selten im Rahmen von Antarktisumrundungen angesteuert, was im Februar 2008 aber nicht der Fall war. Die einzige denkbare Alternative wäre ein Beobachtungsflug gewesen; abgesehen von den Kosten ließ sich ein solches Vorhaben in diesem Fall nicht realisieren, da saisonal bedingt gar keine geeignete - vierstrahlige - Maschine zur Verfügung stand. Fazit: zur Ringförmigen Sonnenfinsternis am 07.02.2008 gab es keine Reiseangebote.

In der gesamten Antarktis (mit Ausnahme der antarktischen Halbinsel), in Neuseeland, im Südosten Australiens und auf Tasmanien sowie zahlreichen Inseln Polynesiens war am 07.02.2008 eine partielle Sonnenfinsternis sichtbar. Bedeckungsgrade über 50%, die zu einer wahrnehmbaren Abschwächung des Tageslichtes führen, wurden aber außerhalb der Antarktis nur entlang der Ostküste Neuseelands und auf den vorgelagerten Chatham-Islands erreicht.

Daten zur Finsternis
Allgemeine Angaben
  • Saros-Serie: 121 (60. von 71 Finsternissen)
  • Globale Dauer der gesamten Finsternis: 4h33m
  • Globale Dauer der ringförmigen Finsternis: 1h11m
Kenndaten des Finsternismaximums
  • Zeitpunkt: 07.02.2008, 03:55:05.9 UT
  • Geografische Position: 67°34.6'S / 150°34.2'W
  • Sonnenhöhe: 16.3°
  • Azimuth: 268.8° (W)
  • Gamma: -0.9569
  • Finsternisgröße: 0.9650
  • Annularitätslänge: 2m11.7s
  • Breite der Zentralzone: 443.7 km

Animation des Finsternisverlaufs

Die nachfolgenden Diagramme wurden erstellt mit Win-Eclipse 3.0 von Heinz Scsibrany

Verlauf der Zentralzone am 07.02.2008
Verlauf der Zentralzone am 07.02.2008.
Ringförmige Verfinsterung über dem Südpazifik bei 60°S/150°36'W
Ringförmige Verfinsterung über dem Südpazifik bei 60°S/150°36'W.
Finsternismitte in Wellington/Neuseeland; rund 53% der Sonnenscheibe abgedeckt
Finsternismitte in Wellington/Neuseeland; rund 53% der Sonnenscheibe abgedeckt.

Trotz der ungünstigen Voraussetzungen gab es mindestens einen Augenzeugen des Feuerrings: Xavier Jubier plante zusammen mit einem Be­gleiter die Besteigung des Mt. Vinson, mit 4892m höchster Berg der Antarktis. Den Gipfel, der in der Zentralzone liegt, wollte er am Tag der Sonnenfinsternis erreichen und das Ereignis von dort aus beobachten. Unmittelbar vor Beginn des Gipfelanstiegs setzte Xavier vom letzten Camp aus folgende Nachricht an die Solar Eclipse Mailing List ab:

I made it a few days ago to the base of the highest peak in Antarctica, Mt Vinson. Base camp and camp 1 were both set on the Branscomb glacier and high camp, from which the summit and eclipse attempt will be made, has been set today.
From high camp to the summit the climb last about 12 hours. Since today I had some very nice weather I decided to bring a small tent and some equipment about half way to the summit in order to reduce the time necessary to reach it. That small tent will be used as a shelter for the few hours I need to spend on the summit to observe the eclipse.
Up to now the weather has been either pretty good or really bad. Right now the sky is mostly clear but with a strong wind, strong enough to blow ice crystals from the summit... but likely less than 100 km/h as there is no lenticular cloud over the summit. The temperature at high camp is -34°C (-30F) at midday which means on the summit it's likely under -40°C (-40F). So during the eclipse I have to be prepared for -50°C (-60F) without the windchill factor!
From the latest information I have the weather should hold for tomorrow and hopefully the wind won't get any stronger. However I can't be sure yet to see the annular eclipse as from high camp I can't see in the direction of the eclipse. My view is blocked by the peak so I have no idea if the horizon is clear enough.
Before I left for Antarctica and as I had already done for TSE 2006, I have managed to have a 1-meter resolution satellite image taken today at 13:49 UT. At that time I should be getting ready for the summit bid...
Time to sleep a few hours before my looong day of over 24 hours...
Good luck to those in Australia or New Zealand for the partial.
Xavier

Lange musste man bangen, ob Xavier gesund von seinem gefährlichen Unternehmen zurückkommen würde. Erst 48 Stunden nach der Finsternis kam die erlösende Mitteilung, wiederum über die SEML:

Managed to see annularity through a thin layer of clouds. However it was quite windy up there and taking eclipse pictures was a real challenge, not to mention various camera/lens problems.
Came back safely to high camp after an exhausting 21-hour journey and now preparing to descend the headwall before the next storm comes in. The return to the base camp will likely be after the storm.
More when I get back home late February...
Xavier

Xavier hielt sein Versprechen - am 26.02.2008 waren die Bilder von seiner Expedition und von der ringförmigen Sonnenfinsternis online.

Wesentlich weniger abenteuerlich ging es bei der Beobachtung der partiellen Sonnenfinsternis in Australien und Neuseeland zu. Überraschenderweise hatte es von dort keine Webcastings gegeben, doch nach der Finsternis wurden zahlreiche Fotos aus diesen beiden Ländern veröffentlicht. In Neuseeland waren die Wetterbedingungen offenbar recht gut, während es im australischen Melbourne bewölkt war. Das einzige Webcasting kam ausgerechnet aus der Antarktis, nämlich von der australischen Davis Station. Die Ankündigung dafür war leider so versteckt, dass wohl kaum jemand rechtzeitig darauf aufmerksam wurde.
Erfolglos verliefen unsere Versuche mittels der Antarktis-Webcams Lichtveränderungen in der Landschaft festzustellen. Was bei der Sonnenfinsternis im November 2003 gut funktioniert hatte, scheiterte diesmal an verschiedenen Umständen, die wir in Forumspostings bei Astronomie.de näher erläutert haben.

WAS WAR ZU SEHEN?

Die SoFi am 07.02.2008 war ringförmig, d.h. der Mond trat genau vor die Sonnenscheibe (es kam also zu einer zentralen Verfinsterung), ohne sie aber ganz zu bedecken. Der scheinbare Durchmesser des Mondes war in diesem Fall deutlich kleiner als derjenige der Sonne. Selbst im Maximum der Verfinsterung blieb rund um die Mondscheibe ein schmaler Ring der Sonnenscheibe sichtbar, welcher knapp 7% der gesamten scheinbaren Sonnenfläche entsprach. Das hört sich wenig an - aber: das auf rund 1/15 reduzierte Sonnenlicht ist immer noch etwa 30000 mal heller als der Vollmond! Eine ringförmige SoFi darf deshalb in allen Phasen nur durch spezielle Schutzbrillen oder indirekt - mit Hilfe einer Projektion - beobachtet werden. Lesen Sie hierzu bitte den Artikel von Fred Espenak.
Weil der Sonnenring so hell ist, treten die für eine totale SoFi charakteristischen Phänomene nicht auf. Trotzdem ist eine ringförmige Sonnenfinsternis zweifelsohne nicht nur ein sehr seltenes, sondern auch ein eindrucksvolles Naturereignis. Wegen des hohen Bedeckungsgrades der Sonne kommt es zu einer sehr deutlichen und bisweilen geradezu gespenstischen Abschwächung und Farbveränderung des Tageslichtes. Sowohl beim 2. Kontakt (Übergang der partiellen in die ringförmige Phase) als auch beim 3. Kontakt (erneuter Übergang in die partielle Phase) tritt der von totalen SoFis her bekannte "Perlschnureffekt" auf. Achten Sie auch auf den Himmel: bei klarer Luft wird Venus links der Sonne knapp über dem südwestlichen Horizont sichtbar werden, mit viel Glück auch der ganz in ihrer Nähe stehende Jupiter und die hellsten Sterne (vor allem Sirius und Canopus - beide hoch im Osten).


Himmelsanblick während der SoFi am 07.02.2008
Himmelsanblick während der SoFi am 07.02.2008. Diagramm erstellt mit RedShift 4

Vorberichte

Astronomy.com: Darkness over Antarctica

The Australian: Partial solar eclipse tomorrow

Australian Antarctic Division: Annular Solar Eclipse 7 February 2008

Canterbury Astronomical Society: Canterbury Astronomical Society shows eclipse to the Christchurch community (pdf)

Fred Espenak: Path of the Annular Solar Eclipse of 2008 Feb 07

IceInSpace: Partial Solar Eclipse, 7th February 2008

Larry Koehn: Annular Eclipse of the Sun animated for February 7, 2008

The New Zealand Herald: Kiwis well placed for partial eclipse

Royal Astronomical Society of New Zealand: Annular Eclipse of the Sun, 2008 February 7

Ian Cameron Smith: Annular Solar Eclipse: February 7 2008

Space.com: Solar Eclipse Mostly for Penguins

Stardome Observatory: Partial Solar Eclipse - A rare occurrence is happening on February 7th

Sydney Observatory: Partial solar eclipse - the Moon to take a bite out of the Sun

Berichte und Fotos

Sky & Telescope: Extreme Eclipse-Chasing (Zusammenfassender Artikel)

IceInSpace: Berichte- und Fotosammlung

Troy Arkley: Solar Eclipse (Neuseeland)

Australian Antarctic Division: Picture from Davis Station

Ian Cooper: Partial Solar Eclipse (Neuseeland)

Andrew Dallow: Partial Solar Eclipse (Neuseeland)

Ethan Dicks: Partial Solar Eclipse (Antarktis)

Daniel Fischer: Antarctic mountaineers saw annularity - and real data from the South Pole

David: Partial eclipse of the sun (Australien)

Andy Dodson: Partial solar eclipse 7 Feb 2008 (Neuseeland)

Dave Feldt: Annular Solar Eclipse 02-08 (Südpol)

Jonathan Harris: Picture from New Zealand

Xavier Jubier: Annular Solar Eclipse of 2008 February 7 Ellsworth Land, Antarctica (Antarktis)

Ian Musgrave: So, How was your eclipse? (Neuseeland)

The Nelson Mail: Partial eclipse proves drawcard

The New Zealand Herald: Partial solar eclipse (+ your photos)

Graham Palmer: Pac-Man (Neuseeland)

Jay Pasachoff: Partial Solar Eclipse New Zealand

Jörg Schoppmeyer: PSE from Rarotonga

Springbrook Research Observatory: Partial Solar Eclipse 07. Feb. 2008 (Australien)

Sydney Observatory: Dramatic views of solar eclipse through cloud (Australien)

Stuff.co.nz: Rare blot on the sun (+video) (Neuseeland)

Tony Travaglia: Eclipse (Neuseeland)

Dave Waldo: Eclipse - Brisbane (Australien)

In eisiger Ferne
SoFi 20082008

LITERATUR UND QUELLEN ZUR SONNENFINSTERNIS AM 07.02.2008

Zu dieser Sonnenfinsternis sind uns keine Literaturangaben bekannt.