Sonnenfinsternis - Eclipse - Kernschatten - Schwarze Sonne - 1948 - Zaire - Uganda - Kenia - Indischer Ozean - Finsterniskomet - SoFi

ECLIPSE IM OZEAN

Totale Sonnenfinsternis am 01.11.1948

Sonnenfinsternis 1948

IMPRESSUM     EMAIL-KONTAKT
© Sonnenfinsternis.org 2011-2018, all rights reserved

DIE SONNENFINSTERNIS AM 01.11.1948 IM RÜCKBLICK

Die SoFi vom 01.11.1948 (Diagramm von Fred Espenak) begann in Zentralafrika im Norden des heutigen Zaire. Der Kernschatten überquerte binnen weniger Minuten Uganda und Kenia, dessen Hauptstadt Nairobi in der Zentralzone lag. Obwohl die Finsternis gerade begonnen hatte, erfolgte an der kenianischen Küste bereits die letzte Landberührung. Die maximale Totalitätsdauer von 1m56s wurde bei einer Sonnenhöhe von 69° in der Mitte des Indischen Ozeans erreicht. Die Eclipse endete bei Sonnenuntergang einige hundert Kilometer vor der neuseeländischen Küste.
Für wissenschaftliche Unternehmungen war diese Finsternis wenig geeignet. Beobachtungen von Schiffen, also bewegten Plattformen, sind schwierig und wurden im Allgemeinen nicht in Betracht gezogen. Im afrikanischen Teil der Zentralzone stand die Sonne sehr niedrig über dem Horizont, was für Untersuchungen der Korona, die Mitte des 20. Jh. mehr denn je im Mittelpunkt der SoFi-Expeditionen standen, auf Grund der großen Extinktion ungünstig war. Hinzu kamen die Kürze der Totalität (45s bei Nairobi) gerade am Beginn der Zentralzone und die mäßigen Wetteraussichten. Die einzige wissenschaftliche Expedition wurde vom Royal Greenwich Observatory organisiert und führte ganz bewusst nach Mombasa, welches knapp außerhalb der Zentralzone lag. Sie stand unter der Leitung von Robert d'Escourt Atkinson, der das Umschlagen der Sichelhörner bei der hochgradigen (etwa 98%) partiellen Verfinsterung auf Film festhielt, umso zu einer extrem genauen Positionsbestimmung des Mondes zu gelangen. Dies war sonst nur bei extrem kurzen Ringförmigen SoFis, wie derjenigen vom Mai 1948, möglich. Die Ergebnisse seines Projekts stellte D'Escourt Atkinson in einer Reihe von 3 Publikationen vor (D'Escourt Atkinson 1953, D'Escourt Atkinson & Pope 1953, D'Escourt Atkinson & Murray 1955).

Denjenigen, die sich anders als die britische Expedition an jenem 1. November in der Zentralzone aufhielten, bot sich ein Anblick wie aus einem Fantasy-Film. Unmittelbar neben der verfinsterten Sonne stand ein sehr heller Komet mit einem etwa 20 Grad langen Schweif. Niemand hatte von seiner Existenz gewusst und bereits wenige Sekunden nach Ende der Totalität entzog sich die unwirkliche Erscheinung am wieder taghellen Himmel den Blicken. Das denkwürdige Ereignis wurde durch 4 Fotos, welche aus einem Flugzeug der Royal Airforce (das möglicherweise gar nicht in offizieller Mission unterwegs war) aufgenommen worden waren, dokumentiert. Doch abgesehen von einer Abbildung (u.a. in Solc 1999) sind sie offenbar niemals veröffentlicht worden, und die Originale gelten als verschollen. Die Helligkeit des Kometen wird zumeist auf -2.5 mag geschätzt, vielleicht war er noch etwas heller. Da sich ein einzelner Entdecker unter den zahlreichen Beobachtern schwerlich ermitteln ließ, erhielt der Schweifstern die Bezeichnung "Finsterniskomet". Es war übrigens der letzte Komet, welcher nicht nach einem oder mehreren Personen bzw. automatischen Programmen benannt wurde.
Nach 1882 war dies erst der zweite echte Finsterniskomet. Doch während der Schweifstern von 1882 nach der SoFi nicht mehr gesehen wurde, konnte C/1948 V1 noch viele Wochen lang beobachtet werden. Er war vor allem ein Objekt der Südhalbkugel; als er in Mitteleuropa über den Horizont stieg, war er mit bloßem Auge bereits nicht mehr sichtbar.

Position von C/1948 V1 zum Maximum der Totalen Sonnenfinsternis auf der Zentrallinie südlich von Nairobi

Position von C/1948 V1 zum Maximum der Totalen Sonnenfinsternis auf der Zentrallinie südlich von Nairobi. Simulation erstellt mit Cartes du Ciel.

Die Sonnenfinsternis am 01.11.1948 war in Australien als Partielle SoFi sichtbar. Aufgrund von wolkigem Wetter konnten Beobachter in Perth, Mel­bourne und Canberra die Finsternis sie nur zeitweise verfolgen, während in Sydney sehr gute Bedingungen herrschten. Sie spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der australischen Radioastro­nomie. Die Forscher Downunder bauten dabei auf den Experimen­ten Arthur Covingtons aus dem Jahr 1946 auf. Durch Messungen an 3 ver­schiedenen Standorten konnten sie nachweisen, dass die Korona der Sonne eine Quelle von Radioemissionen im Bereich um 600 MHz darstellt (Christiansen et al. 1949). Weitere Messungen wurden bei der Partiellen Son­nenfinsternis am 21.10.1949 durchgeführt, aber nie veröffentlicht (Wendt et al. 2008). Ohnehin führte kein Weg daran vorbei, höher auflösende Radioteleskope zu konstruieren, um auch an der unver­finsterten Sonne messen zu können. Bereits 1951 wurde auf dem Potts Hill bei Sydney ein Interferometer aus 32 Empfänger-Einrich­tungen installiert. Es war die SoFi vom 01.11.1948, welche den Anstoß zu dieser raschen Entwicklung der australischen Radio­astronomie gegeben hatte (Orchiston 2004).

Daten zur Finsternis
Allgemeine Angaben
  • Saros-Serie: 142 (19. von 72 Finsternissen)
  • Globale Dauer der gesamten Finsternis: 5h20m
  • Globale Dauer der totalen Finsternis: 3h19m
Kenndaten des Finsternismaximums
  • Zeitpunkt: 01.11.1948, 05:58:49.6 UT
  • Geografische Position: 33°06.4'S / 76°13.8'E
  • Sonnenhöhe: 69.2°
  • Azimuth: 28.2° (NNE)
  • Gamma: -0.3518
  • Finsternisgröße: 1.0231
  • Totalitätslänge: 1m55.6s
  • Breite der Zentralzone: 83.8 km

Ablauf der Sonnenfinsternis am 01.11.1948. Erstellt mit Win-Eclipse 3.5 von Heinz Scsibrany.

Fred Espenak: Path of the Total Solar Eclipse of 1948 Nov 01

Fred Espenak: Total Solar Eclipse of 1948 Nov 01

Heavens Above: Totale Sonnenfinsternis, Montag, 1. November 1948

HM Nautical Almanac Office: Total Eclipse of the Sun - 1948 November 01

Kometen.info: Finsterniskomet (C/1948 V1)

Andreas Möller: Die totale Sonnenfinsternis vom 01.11.1948

Wayne Orchiston: Radio astronomy at the short-lived Georges Heights field-station

Skyweek: Es geschah vor 65 Jahren - Mysterium um die Luft-Aufnahmen des letzten "Finsterniskometen"

Ian Cameron Smith: Total Solar Eclipse of 1 Nov, 1948 AD

Timeanddate.de: 1. November 1948 - Totale Sonnenfinsternis

Michael Zeiler: Solar eclipse maps from 1941 to 1950

LITERATUR UND QUELLEN ZUR SONNENFINSTERNIS AM 01.11.1948

Anonymus (1948): Comet 1948 l. Nature 162, 809.

Christiansen, W. N., Yabsley, D. E., & Mills, B. Y. (1949): Measurements of Solar Radiation at a Wavelength of 50 Centimetres during the Eclipse of November 1, 1948. Australian Journal of Scientific Research A 2, 506-523.

D'Escourt Atkinson, R. (1953): Cinematography of partial solar eclipses: I. General. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 113, 18-33.

D'Escourt Atkinson, R. & Pope, J. D. (1953): Cinematography of partial solar eclipses. II. Observations at the eclipse of 1948 November I, at Mombasa. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 113, 635-646.

D'Escourt Atkinson, R. & Murray, C. A. (1955): Cinematography of partial solar eclipses. III. Analysis of the observations made at Mombasa, 1948 November 1. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 115, 60-100.

Krause, Stefan (2014): Kometen des Südens. Sternzeit 2/2014, 88-91.

Orchiston, Wayne (2004): The 1948 solar eclipse and the genesis of radio astronomy in Victoria. Journal of Astronomical History and Heritage 7 (2), 118-121.

Orchiston, Wayne; Lequeux, J.; Pick, M.; Slee, B. & Steinberg, J. (2006): The Role of Eclipse Expeditions in Early French and Australian Radio Astronomy. Bulletin of the American Astronomical Society 38, 931.

Solc, M. (1999): A note on eclipse comets. Contrib. Astron. Obs. Skalnaté Pleso 28, 296-299.

Waldmeier, Max (1949): Beobachtungen der Korona während der Sonnenfinsternis vom 1. November 1948. Zeitschrift für Astrophysik 26, 1-6. (beobachtungen außerhalb der Finsterniszone!)

Wendt, Harry; Orchiston, Wayne & Slee, Bruce (2008): The Australian Solar Eclipse Expeditions of 1947 and 1949. Journal of Astronomical History and Heritage 11 (1), 71 - 78.