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DIE KENIANISCHE FINSTERNIS

Totale Sonnenfinsternis am 16.02.1980

Sonnenfinsternis 1980

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DIE SONNENFINSTERNIS AM 16.02.1980 IM RÜCKBLICK

Seit der Reise der Olympia im Jahr 1972 waren Sonnenfinsternis-Reisen in erster Linie Kreuzfahrten gewesen. Der Grund dafür war ein simpler: die Zentralzonen der Sonnenfinsternisse in den 70er-Jahre waren an Land nur schwer oder gar nicht zugänglich. Doch wo sich eine auch nur halbwegs akzeptable Möglichkeit bot, wurden Landexpeditionen organisiert, 1973 in die Sahara und 1979 in den Nordwesten der USA. Landreisen bieten nicht nur den Vorteil einer schwankungsfreien Beobachtungsplattform, sondern sind vor allem in aller Regel deutlich kostengünstiger. Doch da sich die Finsternisse 1974, 1976 und 1977 fast ausschließlich über weit entfernten Seegebieten abspielten, waren sie zumindest für Mitteleuropäer schon aus finanziellen Gründen fast unerreichbar. Allerdings fand auch die SoFi von 1979 in den USA beim deutschen Publikum wenig Interesse. Vielleicht lag es an der Jahreszeit (Februar) und den entsprechend geringen Chancen auf eine erfolgreiche Beobachtung.
Dann kam die totale SoFi des Jahres 1980, deren Kernschatten sich von Afrika bis nach Südchina erstreckte (Diagramm von Fred Espenak). Sie war die erste Son­nenfinsternis, bei der nicht Kreuzfahrten oder ein Beobachtungsflug, sondern organisierte Flugpauschalreisen zu einem Ziel an Land – nämlich Kenia – die Hauptrolle spielten. Erstmals bot sich nun auch Mitteleuropäern die Chance, zu halbwegs erschwinglichen Preisen einer Sonnenfinsternis entgegen zu reisen. Da Kenia damals bereits touristisch gut erschlossen war, hatten die Touren auch keinen Expeditionscharakter, sondern er handelte sich wirklich um "Sonnenfinsternis-Reisen". Neben Individualreisenden waren kleine Gruppen von mehreren Volkssternwarten* unterwegs, worauf es sogar im "Himmelsjahr 1980" (S. 18 & S. 99) kurze Hinweise gab. Ein Reiseveranstalter warb per Annonce in "Sterne und Weltraum" (SuW) für 14tägige Pauschalreisen ab Basel und Frankfurt.

Mit dem 16.02.1980 begann in Mitteleuropa eine erste Blütezeit des Sonnenfinsternis-Tourismus; doch diese hielt nicht lange an, denn von den totalen SoFis der 80er-Jahre lagen einige selbst für Kreuzfahrtschiffe außer Reichweite.

Sie mag als "Kenianische Finsternis" in Erinnerung geblieben sein - aber die Schwarze Sonne war auch über Tanzania und Indien zu sehen, wohin ebenfalls Sonnenfinsternis-Fans reisten. So flog z.B. eine Gruppe der Universitätssternwarte Wien nach Indien. Aus den diversen Berichten geht hervor, dass das Wetter es überall gut mit den von weit her angereisten Astrofreunden meinte. Gut meinten es die indischen Veranstalter mit den Besuchern eines Cricket-Matches zwischen Indien und England und vor allem mit sich selber. Der Wettbewerb wurde am Finsternistag ausgesetzt, weil man nicht für etwaige Augenschäden bei den 50000 Besuchern in Haftung genommen werden wollte (Maunder & Moore: The Sun in Eclipse, S. 170).
Auch wenn der touristische Aspekt mehr und mehr in den Vordergrund drängte - die SoFi am 16.02.1980 war wiederum Objekt zahlreicher wissenschaftlicher Programme. Dabei gelangen aus einem Flugzeug über dem Indischen Ozean spektakuläre Fotos eines coronalen Massenauswurfs, der in seiner Höhe den Durchmesser der Sonne übertraf (Guillermier & Koutchmy: Total Eclipses, S. 131 und S. 162).
Wie nach jeder Finsternis erschienen in den Jahren danach zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten (Beispiele), die (bislang?) letzte im Jahr 2008 (!).

* Nach Angaben von Beck (1980a) führten die Volkssternwarten Bonn, Berlin, Hochdahl, Köln, München und Stuttgart Reisen nach Kenia durch. Die VdS reiste wie schon 1977 auch 1980 nicht zur Finsternis, sondern bot im Juli/August eine 24tägige Australien-Studienreise an, nachdem in den Vorjahren Mittelamerika (1978) und (1979) Chile mit Osterinsel und Galapagos die Ziele gewesen waren.

Daten zur Finsternis
Allgemeine Angaben
  • Saros-Serie: 130 (50. von 73 Finsternissen)
  • Globale Dauer der gesamten Finsternis: 5h16m
  • Globale Dauer der totalen Finsternis: 3h24m
Kenndaten des Finsternismaximums
  • Zeitpunkt: 16.02.1980, 08:53:11.2 UT
  • Geografische Position: 00°06.1'S / 47°06.1'E
  • Sonnenhöhe: 77.2°
  • Azimuth: 166.1° (SSE)
  • Gamma: 0.2224
  • Finsternisgröße: 1.0434
  • Totalitätslänge: 4m08.0s
  • Breite der Zentralzone: 148.5 km

Foto aus Indien von P. Charbonneau and O.R. White

Foto aus Indien von Miloslav Druckmüller

Foto aus Indien von Bill Livingston

Fotos aus Indien von Jay Pasachoff

Fotos aus Kenia von der Astrostation Conrad

Bericht und Foto aus Kenia von Wendy Carlos

Foto aus Kenia von Fred Espenak

Bericht und Fotos aus Kenia von Bill Kramer

Bericht und Foto aus Kenia von Patrick Poitevin

Video aus Kenia von Lewis Schoenbrun

LITERATUR UND QUELLEN ZUR SONNENFINSTERNIS AM 16.02.1980

Anonymus (1978): Vorschau auf die totale Sonnenfinsternis am 16. Februar 1980. SuW 1978, 389.

Beck, Rainer (1979): Die Beobachtung totaler Sonnenfinsternisse. Sonne 11, 102-105.

Beck, Rainer (1980a): Sonnenfinsternis vom 16.2.1980. Sonne 13, 41.

Beck, Rainer (1980b): Finsternisexpedition der Volkssternwarte Bonn e.V. SuW 1980/4.

Bernhard, Hans (1980a): Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis vom 16. Februar 1980. SuW 1980/5, 184.

Bernhard, Hans (1980b): Die totale Sonnenfinsternis vom 16. Februar 1980. Die Sterne 56 (5), 315-317.

Bhatnagar, A., Jadhav, D. B., Jain, R. M., Shelke, R. N. & Purohit, S. P. (1980): Observations of Coronal Velocity Field Flash Spectrum and Shadow Bands during Solar Eclipse 1980. Bulletin of the Astronomical Soci. of India 8, 129-131.

Böhme, Dietmar (1980): Messung der Lufttemperatur und Zenithelligkeit während der totalen Sonnenfinsternis am 16. Februar 1980 in Kenya. Astronomie und Raumfahrt 5/1980, 149-150.

Clette, F., Cugnon, P. & Koeckelenbergh, A. (1985): Observations of the solar corona in polarized white light during the total solar eclipse of February 16, 1980 Preliminary results. Solar Physics 98, 163-171.

Dorst, Friedhelm (1980): Sonnenfinsternisbeobachtungen an der kenianischen Küste. SuW 1980/6, 196.

Dzifcakova, E., Rusin, V. & Rybansky, M. (1986): The solar corona during the solar eclipse of February 16, 1980 - Density, temperature and expansion velocity. Astronomical Institutes of Czechoslovakia, Bulletin 37, 260-268.

Gerstenberger, Max (1979): Das Him­melsjahr 1980. 116 S., Franckh’sche Ver­lagshandlung, Stuttgart.

Hänel, Andreas (1978): Die totale Sonnenfinsternis am 16.2.1980. Sonne 5, 90.

Hänel, Andreas (1979): Die totale Sonnenfinsternis 1980. Sternzeit 1979-1, 4.

Hänel, Andreas (1982): Jambo, Kupatwa Kwa Jua! Sonnenfinsternis in Kenia. Festschrift 10 Jahre Volkssternwarte Bonn 1972 - 1982, 67-69.

Klement, G. (1980): Sonnenfinsternis Indien 1980. SuW 1980/4.

Kreibich, Horst (1980): Sonnenuntergang am Mittag. Astronomie und Raumfahrt 5/1980, 147-148.

Mallmann, Horst-G. (1978): VdS-Studienreise 1978. SuW 1978/5, 179.

Mallmann, Horst-G. (1979): VdS-Studienreise Südamerika 1979. SuW 1978/12.

Mallmann, Horst-G. (1980): VdS-Studienreise Australien 1980. SuW 1980/3, 110.

Marschall, L. A.; Mahon, R. & Henry, R. C. (1980): Observations of shadow bands at the total solar eclipse of 16 February 1980. Applied Optics 23, 4390-4393.

Pröll, Hans-Jürgen, Staps, Dietmar & Wenzel, Sabine (1980): Sonnenfinsternis am 16-2-1980 in Palem/Indien. Sonne 20, 149-151.

Rusin, V. & Rybansky, M. (1983): Structure of the solar corona during the solar eclipse of 1980 February 16. Astronomical Institutes of Czechoslovakia, Bulletin 34 (5), 257-264.

Sanwal, N. B. (1979): Report of the Seminar on the Total Solar Eclipse of February 16, 1980. Bulletin of the Astronomical Soci. of India 7, 49-51.

Sippl, Anton & Graßhoff, Gerd (1979): Totale Sonnenfinsternis 16.2.80. Sternzeit 1980-2, 28-31.

Waldmeier, Max (1980): Die indische Sonnenfinsternis. SuW 1980/9, 290-294.

Wedel, Bernhard (1980): Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am 16. Februar 1980 in Kenia. SuW 1980/6, 197-199.

West, K. H., Goldsmith, G., Campbell, D. & Zandstra, S. (2008): Effects of the 16 February 1980 solar eclipse on the composition of the low-latitude ionosphere as seen by Atmosphere Explorer E. Journal of Geophysical Research 113 (A12).